“O Gott, ich könnte in eine Nussschale eingesperrt sein und mich für einen König von unermesslichem Gebiete halten”, äußert der unglückliche dänische Prinz an einer Stelle von Shakespeares “Hamlet”. Dieser paranoide Größenwahn schwingt immer auch mit, wenn wir uns auf Superhelden-Filme wie den just neu gestarteten “Man of Steel” von Ober-Spartaner Zack Snyder einlassen. Man lässt sich in den Kinosessel sinken, fühlt, fiebert und identifiziert sich mit dem Übermenschen auf der Leinwand, der im optimalen Falle möglichst menschlich gezeichnet wird. Schlussendlich schafft es dieser Superman, im aktuellen Beispiel dieser unbeleckte Newcomer Henry Cavill, eine Welt zu retten. Diese Welt kann in ihrer Leinwandskizze selbstredend niemals mehr als ein nussschaliger Entwurf unserer eigenen sein, der sich im optimalen Falle allerdings möglichst echt anfühlt. Wenn wir dann froh aus dem Kino gehen, ist das schon ein königliches Gefühl. Natürlich nur im optimalen Falle, versteht sich.
Leider funktioniert das Konzept in Snyders Adaption von Superman nur unzureichend, auch wenn Batman-Spezialist Christopher Nolan als Produzent mit im Boot war. Optisch ist man zwar am Puls der Zeit, das Menschlich-allzumenschliche wird in den Charakteren jedoch leider sträflich vernachlässigt. Der beste Teil der Nussschale bleibt der Entwurf von Supermans Heimatwelt Krypton, wo sein Vater Jor-El (Russell Crowe) und der putschende Militär Zod (Michael Shannon) in Machtkämpfe verstrickt sind. Mit wehenden Fahnen stürzt der Planet schließlich in den Untergang, der angehende Superheld wird als Findelkind auf der Erde von Farmer Kevin Costner und seiner Frau Diane Lane aufgezogen. Und muss sich schließlich irgendwann seiner messianisch-weltrettenden Bestimmung stellen. Schade, dass dabei Cavill außer durch ein supermarkantes Kinn, wenig punkten kann – und dass seinen Sparringspartnern wie Amy Adams als Lois Lane schlicht nicht der darstellerische Raum eingeräumt wird. So bleibt der Film zwar technisch spektakulär genug, ihn anzusehen. Menschlich und charakterlich kommt er jedoch – wie von Snyder vielleicht nicht anders zu erwarten – eher spartanisch daher. Das königliche Gefühl zum Schluss jedenfalls, das bleibt leider aus.
- Peter Deisinger -