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Superman in der Nussschale: Zum neuen “Man of Steel” von Zack Snyder.

Posted in Film, Kulturkritiken by Portefeuilleton
Jun 27 2013
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“O Gott, ich könnte in eine Nussschale eingesperrt sein und mich für einen König von unermesslichem Gebiete halten”, äußert der unglückliche dänische Prinz an einer Stelle von Shakespeares “Hamlet”. Dieser paranoide Größenwahn schwingt immer auch mit, wenn wir uns auf Superhelden-Filme wie den just neu gestarteten “Man of Steel” von Ober-Spartaner Zack Snyder einlassen. Man lässt sich in den Kinosessel sinken, fühlt, fiebert und identifiziert sich mit dem Übermenschen auf der Leinwand, der im optimalen Falle möglichst menschlich gezeichnet wird. Schlussendlich schafft es dieser Superman, im aktuellen Beispiel dieser unbeleckte Newcomer Henry Cavill, eine Welt zu retten. Diese Welt kann in ihrer Leinwandskizze selbstredend niemals mehr als ein nussschaliger Entwurf unserer eigenen sein, der sich im optimalen Falle allerdings möglichst echt anfühlt. Wenn wir dann froh aus dem Kino gehen, ist das schon ein königliches Gefühl. Natürlich nur im optimalen Falle, versteht sich.

Leider funktioniert das Konzept in Snyders Adaption von Superman nur unzureichend, auch wenn Batman-Spezialist Christopher Nolan als Produzent mit im Boot war. Optisch ist man zwar am Puls der Zeit, das Menschlich-allzumenschliche wird in den Charakteren jedoch leider sträflich vernachlässigt. Der beste Teil der Nussschale bleibt der Entwurf von Supermans Heimatwelt Krypton, wo sein Vater Jor-El (Russell Crowe) und der putschende Militär Zod (Michael Shannon) in Machtkämpfe verstrickt sind. Mit wehenden Fahnen stürzt der Planet schließlich in den Untergang, der angehende Superheld wird als Findelkind auf der Erde von Farmer Kevin Costner und seiner Frau Diane Lane aufgezogen. Und muss sich schließlich irgendwann seiner messianisch-weltrettenden Bestimmung stellen. Schade, dass dabei Cavill außer durch ein supermarkantes Kinn, wenig punkten kann – und dass seinen Sparringspartnern wie Amy Adams als Lois Lane schlicht nicht der darstellerische Raum eingeräumt wird. So bleibt der Film zwar technisch spektakulär genug, ihn anzusehen. Menschlich und charakterlich kommt er jedoch – wie von Snyder vielleicht nicht anders zu erwarten – eher spartanisch daher. Das königliche Gefühl zum Schluss jedenfalls, das bleibt leider aus.

- Peter Deisinger -

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Ingeborg Bachmann steht im Regen.

Posted in Kultur und Welt, Kulturtrends, Literatur, Musik, Oper by Portefeuilleton
Jun 25 2013
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Es ist ein stiller Regentag,

So weich, so ernst – und doch so klar,

Wo durch den Dämmer brechen mag

Die Sonne weiß und sonderbar.

 

Raunte der Zürcher Staatsschreiber Gottfried Keller auf das vor ihm liegende Blatt, während er anno 1846 das Wetter wertend durchs Fenster blickte. Etwa so lässt sich die aktuelle Woche an: Draußen nieselnde Nässe unter weißen Wolkenwänden. Die Sonne verdeckt ihr Gesicht, negiert aber noch nicht vollends ihre Existenz.

Dazu steht Kultur, vor allem in ihrer literarischen Manifestation, allenthalben im Regen: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz möchte sich und seinem Sender den Ingeborg-Bachmann-Preis sparen, die kanadische Short-Story-Königin Alice Munro will das Schreiben einstellen und der spanische Großmeister des schwarzen Humors, Javier Tomeo, ist verstorben. Ein schwarzer Tag also? Naja immerhin gibt’s einen Lichtblick – oder wenigstens Stimmungsaufheller – aus der Musik zu vermelden:

Die (noch) 79-jährige Operndiva Janet Baker fordert in einem herzerfrischenden Interview mit dem Magazin Opernwelt “Mehr Blut!” von ihren britischen Landsleuten auf der Musiktheaterbühne. Sie könne keinem empfehlen, so “fürchterlich britisch” zu singen. Selbst die Komposition “Phaedra”, die von Benjamin Britten extra für sie geschaffen wurde, sei schließlich ein “vollblütiges” Werk.

Wir freuen uns schon auf Bakers Geburtstagsfeier im August! Die dürfte dann wohl alles andere als blutleer werden …

- Peter Deisinger -

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Ein Wetter, um drin zu ersaufen.

Posted in Allgemein, Literatur by Portefeuilleton
Jun 21 2013
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Das ist ein Wetter. Um drin zu ersaufen.

Sowas von Regen war noch gar nicht da.

Paar neue Schuhe müsste ich mir kaufen …

Und Haareschneidenlassengehen muss ich auch. Na ja.

 

Erich Kästners Zeilen passend zum gestrigen Tropensturm in Leipzig:

Der Himmel öffnete alle Schleusen, dazu brausten abgestandene Sturmböen über die Stadt. Blitze schleudernd, suchte das Firmament mit großem Getöse Bodenkontakt. Wassermassen rauschten in Straßenfällen Richtung Auwald und Elster. Nach zwei Stunden endlich wurde aus dem Sturm ein schlichtes Gewitterwetter – aus dem Guss wurde ein Regen, das Wetterleuchten erhielt den gewohnten Sommeranstrich, der Wind ebbte ab. Doch bis dahin hätte es jeder beliebige Katatstrophenfilms ein können. Bin noch ganz beeindruckt. Und fühle mich noch triefend nass.

- Peter Deisinger -

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Die Stimmensammlerin: Swetlana Alexijewitsch 2013 mit dem Friedenspreis geehrt.

Posted in Allgemein, Ehrungen, Kulturtrends, Literatur by Portefeuilleton
Jun 20 2013
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“Ich sehe die Welt gleichsam in Stimmen. [...] Aus Tausenden Stimmen erschaffe ich nicht Realität (die Realität ist unbegreiflich), sondern ein Bild meiner Zeit, meines Landes.” (Swetlana Alexijewitsch)

Die in der Ukraine geborene Schriftstellerin und studierte Journalistin Swetlana Alexijewitsch erhält dieses Jahre den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sie verarbeitet in ihren literarischen Interview-Bänden große Themen wie Tschernobyl, die russische Besetzung Afghanistans oder die unerfüllten Hoffnungen nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion. Dabei nennt sie selbst die literarische Gattung ihrer Bücher “Roman der Stimmen”. Mit Hilfe ihrer Werke “lässt sie in der tragischen Chronik der Menschen einen Grundstrom existentieller Enttäuschungen spürbar werden”, so der Stiftungsrat der Deutschen Buchhandels in seiner Begründung. Die Verleihung findet im Rahmen der Frankfurter Buchmesse am 13.10.2013 statt. Wir gratulieren der Autorin zu der Ehrung!

- Peter Deisinger -

PS: Mehr Infos zu der Literatin finden Sie in dem Text, den ich für das internationale literaturfestival berlin 2010 verfasst habe.

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“Dammit, Janet!” 40 Jahre “The Rocky Horror Show”.

Posted in Allgemein, Film, Jubiläen by Portefeuilleton
Jun 16 2013
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Von dem britischen Schauspieler und Autor Richard O’Brien als Hommage an den Horrorfilm der 50er und 60er Jahre konzipiert, schlug das schräge Musical “The Rocky Horror Show” bei seiner Erstaufführung am 16. Juni 1973 ein wie eine Bombe – und wurde nahtlos zum Kassenschlager. Schon zwei Jahre später verfilmte Jim Sharman das Bühnenstück als “The Rocky Horror Picture Show” und holte mit Tim Curry, Susan Sarandon oder Meat Loaf den noch unbekannten Nachwuchs vor die Kamera. Bis heute hat der frivole und konventionsverlachende Mix aus Travestie und Show, Horror-Kitsch und Dekadenz als Musical genauso wie als Leinwandstreifen eine weltweite Anhängerschaft – und wird immer wieder frenetisch gefeiert. Also: Schminke auftragen, Reis und Klopapier holen und nahtlos den „Time Warp“ tanzen!

- Peter Deisinger -

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